
Dustin Johnson (Foto: Sam Greenwood/Getty Images)
D.J. on top
Zum zweiten Mal nach 2016 wählten die Mitglieder der PGA Tour den US-Amerikaner zum Besten ihrer Zunft: Die Jack Nicklaus Trophy für den PGA Tour Player of the Year 2020 ging an Dustin Johnson! Mit dieser prestigeträchtigen Auszeichnung krönte der 36-Jährige seine fantastische Saison und ‧belohnte sich selbst für seine Ausdauer und seinen unbedingten Willen, nach monatelanger ‧Verletzungspause endlich wieder sein bestes Golf abrufen zu können.
- 19. November 2020
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Blicken wir ein Jahr zurück auf die The Tour Championship 2019, ausgetragen auf der Anlage des East Lake Golf Club in Atlanta, Georgia: Dustin Johnson war mit –3 in das Saisonabschluss-Turnier gestartet, doch es lief nicht gut für ihn. Schon bei den beiden vorangegangenen Events der Finalserie – T24 bei The Northern Trust und T57 bei der BMW Championship – schien er nicht im Vollbesitz seiner physischen und psychischen Kräfte zu sein.
Diese Vermutung bestätigte sich nun: Johnson scorte keine der vier Runden unter Par und landete schlussendlich gemeinsam mit Landsmann Lucas Glover bei +10 Schlägen auf dem geteilten 29. und damit letzten Platz. Er selbst äußerte sich im Nachgang so, dass er sich mental erschöpft fühle. Was für ein Desaster für den erfolgsverwöhnten Hochtalentierten. Seit der BMW Championship 2013 absolvierte er zumindest immer eine von vier Runden mit Even Par oder besser. Gar mit einem zweistelligen Über Par-Gesamtscore ging er zuletzt bei der U.S. Open 2013 in Merion vom Platz.
Eine längere Pause tat not
Wenige Tage nach der Schlappe von Atlanta ließ sein Management verlautbaren, D.J. habe sich einer Arthroskopie am linken Knie unterzogen und könne bei den Turnieren der Fall Series – so werden die Events der neuen Saison bis zum Jahreswechsel genannt – nicht antreten. Sein erster Start unter Wettkampfbedingungen war sein Auftritt im Team der USA beim Presidents Cup im Dezember 2019.
Auf der PGA Tour erschien Dustin Johnson erstmals im Januar 2020 wieder in einem Teilnehmerfeld und schloss The Sentry Tournament of Champions gleich mal auf T7. Es folgte ein geteilter 10. Rang bei der Genesis Invitational. Die lange Rehaphase schien ihm offensichtlich gut getan zu haben. Jedoch blieb es ihm versagt, den neuen Schwung in die folgenden Turniere mitzunehmen – die Covid 19-Pandemie bescherte ihm und all seinen Kollegen eine monatelange Zwangspause.
Überzeugender Re-Start
Als die Saison im Juni endlich fortgesetzt wurde, lag Johnson noch außerhalb der Top 100 in der FedEx Cup-Wertung. Doch – aller guten Dinge sind drei – Start Nummer 3 nach dem Wiederbeginn bescherte ihm mächtig viel Wind unter den Flügeln. Sein Sieg bei der Travelers Championship beförderte ihn nämlich zügig in wesentlich luftigere Höhen bis auf Rang 22. Zwar folgte ein kleiner Rückschlag mit dem verpassten Cut beim Memorial Tournament und dem verletzungsbedingten Rückzug nach Runde 1 der 3 M Open, wo er eine +7/78 hinnehmen musste. Es konnte allerdings nichts Schlimmes gewesen sein, denn nur eine Woche später nahm Johnson an der WGC-FedEx St. Jude Invitational teil und beendete diese auf T12.
War es ein Weckruf oder die wichtige Initialzündung? Wie auch immer, es folgte eine unglaubliche Phase des Erfolges: Zuerst der geteilte 2. Rang bei der PGA Championship, dem ersten Major des Jahres, dann der Sieg bei The Northern Trust, der ersten Station der FedEx Cup-Finalserie, schließlich Platz 2 bei der BMW Championship, als ihn Jon Rahm mit einem Megaputt erst im Play-off bezwang. Nichtsdestotrotz ging der Mann aus Jupiter, Florida, als Führender in das Abschlussturnier und eröffnete seine erste Runde am East Lake mit einem Startscore von –5. Und er spielte über die vier Tage von Atlanta einfach grandios auf.
Triumph in Atlanta
Seit Tiger Woods im Jahr 1999 gelang es keinem Spieler mehr bei vier aufeinanderfolgenden Turnieren nach 54 Löchern in Führung oder in geteilter Führung zu liegen. Dustin Johnson vollbrachte dieses Kunststück! Mit einem deutlichen Vorsprung von –21 Schlägen kürte er sich schließlich nicht nur zum triumphalen Sieger der Tour Championship und verwies dabei seine nächsten Konkurrenten, Justin Thomas und Xander Schauffele, deutlich auf Rang 2 (beide –18), sondern er sicherte sich auch den 15-Millionen-US-Dollar-Bonustopf für Platz 1 der FedEx Cup-Gesamtwertung!
Diese fünf Wochen des späten Sommers 2020 stellten sich im Nachgang als die erfolgreichsten seiner 2007 gestarteten Profikarriere heraus. Was im Jahr zuvor noch mit Verletzungssorgen und viel Ungewissheit endete, fand jetzt einen krönenden Abschluss. Nach fünf Top Fünf-Platzierungen in der Saisonabschlusswertung in den elf vorangegangenen Spielzeiten, belegte er nun erstmals die Spitzenposition mit dem warmen Dollar-Regen. Gleichzeitig markierte sein Titel bei The Tour Championship seinen insgesamt sechsten Erfolg bei einem Event der Finalserie, was zuvor noch keinem Profi gelang. Seine Bilanz über die gesamte Saison 2019/20: sieben Mal in den Top Ten, drei Siege und zwei zweite Plätze, elf Cuts bei 14 Starts und die Position 1 der Golf-Weltrangliste.
Anerkennung für grandiose Leistung
Die Wahl der Kollegen – alle Spieler, die wenigstens zehn offizielle FedEx Cup Events der Saison absolvierten, waren stimmberechtigt – bescherte ihm jetzt zusätzlich noch den Jack Nicklaus Award für den PGA Tour Player of the Year, das sprichwörtliche Sahnehäubchen für diese außergewöhnliche Leistung. Im Ranking der Gesamtkarriereerfolge belegt Dustin Johnson nun mit 23 Titeln Position 27. Außerdem errang er seit seinem Profidebüt in 13 aufeinanderfolgenden Spielzeiten mindestens einen Sieg, eine Marke, die zuvor nur Jack Nicklaus, Arnold Palmer und Tiger Woods erreichten. Hut ab! Dustin Johnson zählte schon länger zu den Besten seiner Zunft – doch nun erreichte er ein Level, was nicht mehr so einfach zu toppen ist. Die Saison 2020/21 verspricht also spannend zu werden!
Preise über Preise
Bleibt noch zu ergänzen: Über den Arnold Palmer Award für den PGA Tour Rookie of the Year durfte sich Scottie Scheffler freuen. Der 24-Jährige Texaner hatte in der Saison zuvor bereits die Auszeichnung des besten Spielers der Saison in der zweiten Liga, der Korn Ferry Tour, erhalten. Jetzt belohnten ihn die Kollegen auf der PGA Tour für sein Saisonfinish mit Rang 5 der FedEx Cup-Gesamtwertung. Er ist damit nach Xander Schauffele (2016/17) der zweite Neuling in der ersten Liga, der derart brillant seine erste Saison bestritt.
Der andere Player of the Year Award – nämlich der der PGA of America selbst – ging für die abgelaufene Saison 2019/20 an Justin Thomas. Diese Auszeichnung wird nicht durch eine Wahl bestimmt, sondern mittels einer komplizierteren Punktwertung: Siege, Geldrangliste und Score-Durchschnitt werden hier herangezogen. Justin Thomas erzielte dabei 66 Punkte, Rang 2 ging an Jon Rahm (56), die weiteren Plätze belegten Collin Morikawa (54), Webb Simpson (52) und Dustin Johnson (42).
Webb Simpson gewann übrigens die Vardon Trophy für den niedrigsten Score-Durchschnitt der Saison: mit 68,978. Tiger Woods, der ganze neun Mal diese seit 1937 verliehene Auszeichnung bekam – so oft wie kein anderer –, führt allerdings in der Ewigen-Bestenlisten immer noch deutlich mit einem Wert von 67,79, den er sowohl im Jahr 2000 als auch 2007 erreichte.