Ein Held mit Herz und Hand
Er erfreut sich allerorten größter Beliebtheit, überzeugt seit 28 Jahren mit seinem phänomenalen kurzen Spiel und blickt auf eine eindrucksvolle Karriere zurück. Kürzlich feierte Phil Mickelson seinen 50. Geburtstag, doch ans Aufhören denkt der gebürtige Kalifornier nicht. Ein großes Ziel steht nämlich noch auf seiner Wunschliste.
- 23. August 2020
- Posted in Sport
- 0
Bereits als kleines Kind liebte es Phillip Alfred ‚Phil‘ Mickelson, seinen Vater auf den Golfplatz zu begleiten. Frühzeitig eiferte er seinem Vorbild nach, spiegelte dessen Schwung und schlug deshalb als Rechtshänder mit links ab – was ihm den Spitznamen ‚Lefty‘ bescherte. Seit seinem Wechsel 1992 zu den Profis bejubelte der dreifache Familienvater 44 Siege auf der PGA Tour, fünf davon bei Major-Turnieren.
Neben seiner intensiven Rivalität zu Tiger Woods prägt der bislang noch verpasste Titel bei der U.S. Open seine Laufbahn. Ein Sieg bei der Offenen Amerikanischen fehlt dem US-Rekordspieler der Ryder Cup-Geschichte nämlich noch zur Vollendung seines Karriere- Grand Slams. Und genau aus diesem Grund kämpft er auch nach sechs zweiten Plätzen bei insgesamt 28 Anläufen weiter für seinen Kindheitstraum. Phil Mickelson steht sowohl privat als auch beruflich für Beständigkeit, für Ehrgeiz und die pure Freude am Spiel – und nicht zuletzt für einen unvergleichlichen Charme, mit dem er sich in die Herzen der Golffans spielte!
Große Erfolge
Rekordzeit in den Top 50: Kein Professional rangierte bis dato länger unter den 50 besten Professionals der Weltrangliste als Phil Mickelson. Sage und schreibe 25 Jahre zählte er zu den Top 50 (von 1993 bis 2018). In den Top Ten verbrachte er ganze 712 Wochen – das heißt mehr als 13 Jahre! Lediglich der Sprung an die Spitze blieb ihm verwehrt.
Mister Ryder Cup: Mit zwölf Einsätzen ist Phil Mickelson der Athlet mit den meisten Teilnahmen am Interkontinentalwettbewerb. 2018 übertrumpfte er in Paris den Engländer Nick Faldo, der elfmal für Europa antrat.
Mickelson ist zudem der erfolgreichste Spieler im Fourball- Format (acht Siege) und absolvierte die zweitmeisten Matches aller Zeiten (45; Sir Nick Faldo erreichte 46).
Beeindruckende Leistung: Seit 1994 spielte er in jedem Presidents Cup- und Ryder Cup Team der USA.
Meilensteine
Der Kalifornier feierte 52 Turniersiege, 44 davon auf der PGA Tour. Fünfmal triumphierte er bei den Majors – dreimal beim Masters, je einmal bei der PGA Championship sowie The Open Championship, sodass er Platz 7 der ewigen Bestenliste einnimmt.
Ebenfalls herausragend sind seine Ergebnisse bei den Big Four – 38 Mal gelang Mickelson der Sprung unter die besten Zehn bei Major-Events.
2013 gewann er die Scottish Open und in der folgenden Woche The Open Championship. Dieser Doppelerfolg gelang bislang keinem anderen Golfer.
Das erfolgreichste Turnier für ihn ist das AT&T Pebble Beach Pro-Am. Dort gewann er bereits fünfmal (1998, 2005, 2007, 2012 und 2019) und teilt sich den Turnierrekord mit Landsmann Mark O’Meara.
Lieblingsturnier: Masters
Mickelson hält den Rekord für die meisten Birdies über vier Runden im Augusta National Golf Club: unfassbare 25 Stück! Diese erspielte er 2001, als er als Dritter ins Clubhaus zurückkehrte.
Seine 15 Top Ten-Ergebnisse bei 26 Teilnahmen sprechen für seine enorme Konstanz.
Außerdem ist er einer von 16 Spielern, welche das wohl bedeutendste Major im Golfsport mehr als einmal gewannen (2004, 2006, 2010).
Mitglied der Golf Hall of Fame: 2012 wurde Mickelson in die Hall of Fame des Golfsports aufgenommen. Tour Commissioner Tim Finchem ehrte Mickelson als den Spieler, der durch seine Nähe zu den Fans und sein Auftreten dem legendären Arnold Palmer wohl am nächsten komme.
Bittere Niederlagen
Phil Mickelson ist der Major-Vize
Er ging bei den Big Four elfmal als Zweiter vom Platz. Bei den U.S. Open insgesamt sechsmal, je zweimal bei The Open Championship und der PGA Championship sowie einmal beim Masters.
Besonders schmerzlich ist seine Bilanz bei der Offenen Amerikanischen.
1999 in Pinehurst: Der US-Amerikaner war über das gesamte Turnier mit einem Pager unterwegs, weil seine Frau Amy kurz vor der Geburt der ersten Tochter stand. Trotz der ganzen Aufregung erspielte er sich Sieg – chancen, musste sich am Ende aber Payne Stewart geschlagen geben. Ausgerechnet ein verschobener Putt aus 1,80 Metern verhinderte den Titel.
2004 in Shinnecock Hills: Er vergab auf der 17. Bahn einen Putt aus 1,90 Meter. Der Ball rollte zwei Meter hinter das Loch, Mickelson patzte erneut und musste ein Doppel – bogey notieren.
2006 in Winged Foot: Nach einer furiosen Rettungsaktion an Loch 17, auf der er seinen Abschlag in einen Mülleimer spielte, kam Mickelson als Führender auf die 18, wo er jedoch nicht über ein Bogey hinauskam. „Ich bin solch ein Idiot. Es ist einfach nicht zu fassen, dass ich es nicht geschafft habe, ein Par auf dem letzten Loch zu spielen. Seit ich ein Kind gewesen bin, träume ich davon, dieses Turnier zu gewinnen. Es wird eine ganze Weile dauern, bis ich mich davon erholt habe“, echauffierte sich Mickelson damals über sich selbst.
So zählt er bis heute nicht zum elitären Kreis der bis dato fünf Männer (Jack Nicklaus, Tiger Woods, Ben Hogan, Gary Player und Gene Sarazen), die alle vier Majors mindestens einmal gewannen.
Magere Ryder-Cup-Ausbeute
Phil Mickelson nahm zwar am häufigsten für Team USA am Interkontinentalwettstreit teil, einen Erfolgsgaranten kann man ihn jedoch nicht nennen. Lediglich 1999, 2008 und 2016 – bei zwölf Teilnahmen – bejubelte er mit seinen Kollegen den Titel. ABER: Komplettes Gegenteil dazu ist seine Statistik beim Presidents Cup, bei dem er ebenfalls ein Dutzend Mal teilnahm und zehnmal als Sieger zurückkehrte.
Große Rivalen
Phil Mickelson duellierte sich über Jahre mit Tiger Woods.
Weltrangliste: Im Jahr 2010 erarbeitete sich Mickelson nach seinem dritten Masters-Coup die größten Chancen auf den Sprung an die Weltranglistenspitze. Mickelson hatte bei zwölf Turnieren die Möglichkeit, Woods an der Spitze abzulösen, nutzte jedoch keine einzige. Letztlich verdrängte ihn Lee Westwood im Oktober 2010 auf Rang 3.
Geldrangliste: Mickelson nahm in seiner Karriere mehr als 91 Millionen US-Dollar an Preisgeld ein und ist damit der zweiterfolgreichste Golfer nach Tiger Woods (mehr als 120 Millionen US-Dollar).
Besondere Triumphe: Neben den Niederlagen bleiben auch drei wichtige Erfolge gegen Tiger Woods für Mickelson unvergesslich.
2010 gewann Mickelson sein drittes Masters und deklassierte den favorisierten Tiger Woods an der Magnolia Lane. Nach einem sehr emotionalen Jahr, in dem seine Frau Amy gegen Brustkrebs kämpfte, verwies Mickelson mit fünf Schlägen Vorsprung Tiger Woods schließlich auf Rang 4.
Zudem gewann Mickelson zweimal das Finale des FedEx Cups, The Tour Championship 2000 und 2009, gegen seinen ärgsten Konkurrenten.
Veränderung der Beziehung: Zwei Jahrzehnte lieferten sich die beiden US-Amerikaner eine intensive Rivalität – bis 2016 die große Wende kam. Lange Zeit galten Mickelson und Woods als erbitterte Konkurrenten, die sich als Golfprofessionals anerkannten, sich auf und neben den Grüns der Welt aber nichts zu sagen hatten. Als Woods 1996 als 20-Jähriger zu den Profis kam, besaß der sechs Jahre ältere Mickelson schon mehrere Turniertitel. Durch seinen rasanten Aufstieg stellte Woods die Leistungen von Mickelson jedoch in den Schatten und machte ihm den Rang als Publikumsliebling streitig.
2016 beim Ryder Cup im Hazeltine National Golf Club arbeiteten die beiden Golf-Stars erstmals enger zusammen. Woods engagierte sich als Vize-Kapitän enorm. Mickelsons Bilanz (2:1:1) verdankte er eigenen Aussagen zufolge auch der akribischen Vorbereitungshilfe durch Woods. Team USA feierte einen deutlichen 17:11-Erfolg gegen die europäische Equipe. „Für ein gemeinsames Ziel zu arbeiten, nämlich den Ryder Cup zu gewinnen, brachte uns näher. Ich glaube, das war so etwas wie der Wendepunkt“, erklärte Mickelson später.
Neue Ebene: ‚The Match‘ hebt das ewige Duell zwischen Mickelson und Woods auf ein neues Niveau.
2018 entschieden sich Phil Mickelson und Tiger Woods erstmals in einem Privatduell gegeneinander anzutreten und um ein Preisgeld von neun Millionen US-Dollar zu spielen. In der ersten Auflage gewann Mickelson gegen seinen Landsmann.
2020 duellierten sich die beiden erneut – allerdings in Teams mit den beiden NFL-Legenden Tom Brady und Peyton Manning. Bei ‚The Match II‘ ging Woods mit seinem Teamkollegen Manning als Sieger hervor. Die erspielten 20 Millionen US-Dollar spendeten die Sportstars für den Kampf gegen die Corona-Pandemie.
Über eine dritte Auflage des Showdowns wird bereits spekuliert.