
Bernhard Langer (Foto: David Madison/Getty Images)
Mister Evergreen
Die Liste seiner Auszeichnungen, Erfolge und Rekorde ist lang und sie wird jedes Jahr länger – denn ein Ende der ‧imposanten Sportkarriere von Bernhard Langer deutet sich bislang nicht an. Der 63-Jährige zählt auch im 44. Jahr als ‧Professional noch immer zu den Top-Golfstars. Seinen Ruf als lebende Legende verdankt der gebürtige Anhausener neben seinem unbestrittenen Talent im Umgang mit dem kleinen, weißen Ball, vor allem seiner akribischen Arbeit und der ‧Tatsache, dass er trotz Glamour und Ruhm stets bodenständig und authentisch blieb.
- 16. November 2020
- Posted in Sport
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Als Sohn eines Maurers und einer Hausfrau wuchs Bernhard Langer mit seinem älteren Bruder Erwin in bescheidenen Verhältnissen nahe Augsburg auf. Mit acht Jahren kam er das erste Mal mit dem Golfsport in Kontakt – es sollte eine Liebe fürs Leben werden! Während er zunächst als Caddie anheuerte, um sein Taschengeld aufzubessern, schlug er wenige Jahre später selbst ab. Entgegen den Ratschlägen seiner Eltern schloss er bereits nach neun Pflichtjahren die Schule ab, entschied sich für eine Ausbildung zum Golflehrer und ebnete damit seinen Weg zu zahlreichen Bestmarken und Titeln.
Auch im nun fünften Jahrzehnt seiner Laufbahn schaltet der Ausnahmeathlet keinen Gang zurück. Vielmehr bleibt der vierfache Familienvater und stolze Opa – Anfang April dieses Jahres brachte seine älteste Tochter Jackie einen Jungen zur Welt – seiner Linie treu, bereitet sich mit höchster Konzentration und Präzision auf seine Wettkämpfe vor. Selbst während des Corona-Lockdowns gab er per Video Fitnesstipps an seine Fans weiter und offenbarte Einblicke in sein tägliches Workout, in das er Jogging, Yoga und Stretching integriert. Aus seinem Streben nach Perfektion resultierte eine der beeindruckendsten Karrieren der Sportgeschichte: Bernhard Langer ist nicht nur der bekannteste deutsche Golfer, sondern auch einer der besten seiner Zunft!
Besonderheiten und Rekorde
Erste Nummer 1 der Welt: Mit Einführung des Official World Golf Ranking 1986 nahm Bernhard Langer die Spitzenposition ein. Der Deutsche war somit der erste Weltranglistenerste im Herrengolf.
Doppelter Major-Champion: Er gewann in seiner Karriere zweimal das Masters in Augusta – 1985 als zweiter Europäer der Geschichte sowie 1993 mit einem deutlichen Vorsprung von vier Schlägen. Als Gewinner hat er ein lebenslanges Abschlagsrecht für das Traditionsturnier – und auch nach seinem Wechsel auf die Ü50 PGA Tour Champions stellte er unter Beweis, dass er immer noch mithalten kann. 2004 landete er auf Rang 4, 2014 verließ er die Magnolia Lane als Achter – mit 57 Jahren!
Imposante Bilanz: Insgesamt errang Langer 114 Titel bei internationalen Meisterschaften. Er ist seit 1976 Profi und damit seit 44 Jahren als Golfer aktiv. 17 Jahre in Folge feierte er mindestens einen Sieg auf der European Tour und stellte in diesem Zeitraum mit 68 Cuts in Serie einen Rekord auf. Er ist einer von fünf Professionals, die Events auf allen sechs Kontinenten, auf denen Golf gespielt wird, gewonnen haben – die anderen sind Gary Player, David Graham, Hale Irwin und Justin Rose.
Oldie but Goldie: Nach der Corona-Zwangspause beendete er die RBC Heritage, ein Event der PGA Tour, als geteilter 58. Alle vier Runden schloss er unter Par ab – und ist damit bis dato der einzige Profi über 60, dem dies auf der Profitour gelang.
Einer der Besten: 2002 nahm die PGA Tour den Deutschen in die World Golf Hall of Fame auf. Seit 2016 ist er auch Mitglied der Hall of Fame des deutschen Sports.
Weltweite Aufmerksamkeit: Erstmals im Spotlight landete Langer, als er 1981 im B&H International Fulford Golf Club in Runde 3 einen Baum erklomm, um seinen Ball – anstatt einen Strafschlag in Kauf zu nehmen – von der Krone einer Esche aus weiterzuspielen. „Als ich nach oben klettern wollte, lachten mich die Zuschauer aus“, erklärte er später. Damals wich das Lachen jedoch der Begeisterung, weil er die kleine, weiße Kugel mit einem Sandwedge direkt auf das Grün beförderte. Heute erinnert eine Gedenktafel an das Kuriosum auf Bahn 17.
Überragende Performance auf der PGA Tour Champions
Mr. Consistency: Der 63-Jährige feierte seit seinem Wechsel auf die Tour der Über-50-Jährigen im Jahr 2007 in jeder Saison mindestens einen Titel – über 14 Jahre hinweg demonstriert der Mann aus Anhausen bereits seine Extraklasse.
Welche Golfstars holten in welcher (Alters-)Dekade die meisten Titel?
- In den Zwanzigern: Tiger Woods (46)
- In den Dreißigern: Arnold Palmer (44) und Ben Hogan (43)
- In den Vierzigern: Vijah Singh (22)
- In den Fünfzigern: Hale Irwin (42)
- In den Sechzigern: Bernhard Langer (8)
Major-König: Elfmal feierte Deutschlands bekanntester Golfer einen Triumph bei einem Großevent. Der zweiterfolgreichste in der Liste der Profis mit den meisten Major-Siegen ist US-Legende Jack Nicklaus (8).
Zudem gewann er als Erster alle fünf Senior-Majors mindestens einmal (4 x The Senior Open Championship, 1 x U.S. Senior Open, 3 x Constellation Senior Players Championship, 2 x Regions Tradition, 1 x Senior PGA Championship).
Der Karriere-Grand-Slam ist damit vollendet – und Langer ist der einzige Professional, dem dieses Kunststück bei den Senioren bisher gelang.
Er ist der erste Spieler, der dreimal in Folge (2014 bis 2016) bei der Senior Players Championship triumphierte.
Preisgeld-Champion: Langer verdiente auf der PGA Tour Champions so viel wie kein anderer vor ihm. 2019 knackte er nach seinem Coup bei der Oasis Championship den Preisgeldrekord des US-Amerikaners Hale Irwin, der 27.120.554 Millionen US-Dollar einstrich. Langer baute diesen Rekordwert inzwischen auf 29.567.862 US-Dollar aus und hält mit zehn Geldranglistengewinnen in den vergangenen elf Jahren eine weitere Bestmarke.
Rekordjäger: Auf der Champions Tour sammelte Langer bereits 41 Titel – nur Hale Irwin holte mehr (45). Auf seiner To-Do-Liste steht der Wunsch, als Age-Shooter sein eigenes Alter als Rundenergebnis zu spielen. Er strebt also aktuell eine 63er-Runde an.
Charles Schwab Cup: Der ehrgeizige Athlet bejubelte bereits fünfmal den Sieg bei der Gesamtwertung der PGA Tour Champions (2010, 2014, 2015, 2016 und 2018). Zudem beendete er über sieben Jahre in Folge die Saison der Über-50-Jährigen entweder auf Platz 1 oder 2 (2012 bis 2018).
Entsprechend häufig wurde er zum Spieler des Jahres ernannt (2008, 2009, 2010, 2014, 2015, 2016, 2017 und 2018).

Ryder Cup 1987: Howard Clark, Sam Torrance, Ken Brown, Bernhard Langer, Severiano Ballesteros, Jose-Maria Olazabal, Jose Rivero, Gordon Brand Jnr, Nick Faldo, Ian Woosnam, Sandy Lyle und Eamonn Darcyat the Muirfield Village (Foto: Simon Bruty/Getty Images)
Ryder Cup – eine Herzensangelegenheit
Positive Bilanz: Bei seinen zehn Teilnahmen als Spieler am Ryder Cup ging er sechsmal als Champion hervor (1985, 1987, 1989, 1995, 1997, 2002). Nur Sir Nick Faldo nahm öfter am Interkontinentalwettbewerb für Team Europa teil (11).
O Captain! My Captain! 2004 schrieb Bernhard Langer als Kapitän der europäischen Equipe im Oakland Hills Golf Club Geschichte. Mit 18,5:9,5 gelang Europa der höchste Triumph in der Geschichte des Interkontinentalwett‧bewerbs. Letztendlich schrieben alle dem Deutschen den Löwenanteil am Sieg zu, da sein Kursmanagement und die akribische Vorbereitung seines Teams großartig gewesen seien.
Bitterster Moment seiner Karriere: 1991 auf Kiawah Island in South Carolina oblag ihm im entscheidenden Single gegen Hale Irwin die schwere Aufgabe, den entscheidenden Schlag um alles oder nichts auszuführen. Ein Unentschieden hätte Europa als Titelverteidiger zum Sieg ausgereicht, doch Langer verpasste den Putt aus anderthalb Metern.
Außergewöhnliches Engagement
Hinter den Kulissen: Bernhard Langer setzte sich für Turnierevents in Deutschland ein. 1987 rief er gemeinsam mit seinem Bruder Erwin als Veranstalter das German Masters aus, welches er selbst viermal gewann und wo er somit Rekordchampion ist. Mit seinem Bruder versuchte er zudem, den Ryder Cup 2018 erstmals nach Deutschland zu holen. Letztlich erhielt jedoch Paris den Zuschlag.
Glaube versetzt Berge: Als tiefgläubiger Christ engagiert er sich für notleidende Menschen. 2003 gründete er die Bernhard-Langer-Stiftung, die Hilfebedürftige unterstützt sowie kirchliche und religiöse Zwecke fördert. Zudem ist er Kuratoriumsmitglied des Vereins ProChrist und setzt sich für die christliche Sportorganisation SRS ein.
Auszeichnungen en masse: Für seine besonderen Leistungen im Golfsport und für sein soziales Engagement erhielt der Ausnahmesportler zahlreiche Ehrungen, unter anderem ist er Träger des Silbernen Lorbeerblattes, des Bundesverdienstkreuzes, des Bayerischen Sportpreises sowie des Bayerischen Verdienstordens. Zudem kürte ihn Queen Elizabeth II. zum Honorary Officer of the Most Excellent Order of the British Empire.
Golf als Nummer 3: In Interviews erklärte Langer häufig, dass er seinen Beruf über alles liebe, aber Gott und seine Familie über allem stünden. 1984 heiratete er seine Frau Vikki Carol, gemeinsam hat das Paar vier Kinder (Jackie, Stefan, Christina und Jason). Seit April 2020 ist er zudem Großvater: Tochter Jackie schenkte ihm einen Enkelsohn.
Seine Leidenschaft für den Golfsport übertrug er auch auf seine Kinder: 2005 und 2006 siegten Bernhard und Stefan bei der Father/Son Challenge, einem jährlich stattfindenden Turnier für Golfer der PGA- und Champions-Tour und deren Söhne oder Töchter. 2013 trat er mit seiner Tochter Christina an und rangierte auf T9. Mit Sohn Jason triumphierte er 2014 und 2019.